Über diesen Blog
Ich erinnere mich noch gut an die Sommerferien früher. Schwimmbad, Fahrradtouren, Freundinnen treffen, in Omas und Opas Garten herumlungern – das war toll. Dennoch zogen sich die Ferien so manches Mal wie Kaugummi, wenn die meisten meiner Freundinnen und Freunde mal wieder für mehrere Wochen mit ihren Eltern verreist waren. So sehr ich mich auch über ihre Postkarten gefreut habe, so war da auch immer eine gehörige Portion Sehnsucht mit im Spiel, wenn alle von tollen Urlauben und anderen Ländern berichteten, während ich selbst zuhause saß und von solchen Reisen nur träumen konnte. Denn verreisen war bei uns – bis auf wenige Ausnahmen – ganz einfach nicht drin.
Später, während des Studiums, sah es dann auch nicht viel besser aus. Mit Bafög-Budget kommt man schließlich auch nicht sehr weit. Immerhin gab es hier und da kleinere Reisen mit Freunden, die ich sehr genossen habe. Aber wie das so ist – man hat Ziele, für die sich keiner begeistern kann, und irgendwann machen die Freunde ohnehin nur noch Pärchenurlaub. Und ich träumte gewohnheitsmäßig weiter.
Auch nach dem Studium, als das Budget vielleicht den einen oder anderen Trip erlaubt hätte, kam es mir lange Zeit überhaupt nicht in den Sinn, alleine zu verreisen. Das war für mich völlig ausgeschlossen. Alleine? Wie öde! Das ist doch bestimmt total langweilig. Da habe ich ja niemanden zum Reden. Niemanden, mit dem ich das alles teilen kann. Viel zu viel Schiss hab ich außerdem auch. Und soll ich dann abends etwa alleine in die Kneipe gehen? Nein, danke.
Nachdem ich allerdings mehrere Anläufe unternommen hatte, um mit verschiedenen Freundinnen nach Prag zu fahren, und jedes Mal etwas dazwischen gekommen war, schwante mir irgendwann: „Wenn das so weiter geht, bin ich eines Tages 80 und war immer noch nicht in Prag.“
So reifte der Gedanke, es doch wenigstens einmal alleine zu versuchen. 4 Tage. Wenn ich zuhause alleine durch die Stadt laufen kann, kann ich das doch auch woanders. Und wenn es doof wird? Dann sind 4 Tage schnell vorbei, und werde um eine Erfahrung reicher sein. Die Tim-Burton-Ausstellung in Prag, die ich unbedingt sehen wollte, gab den letzten Schubser.
Und? Ja, es hat Überwindung gekostet. Aber es war eine der besten Entscheidung, die ich je getroffen habe! Es waren wunderbare Tage, in denen ich mich keine einzige Sekunde gelangweilt oder einsam gefühlt habe. Es gab wundervolle Begegnungen mit anderen Menschen, und ich habe schnell herausgefunden, WIE oft man mit anderen ins Gespräch kommt, wenn man ihnen offen begegnet und alleine unterwegs ist. Man bekommt einen anderen Blick auf seine Umwelt und strahlt anscheinend auch etwas anderes aus als Pärchen oder Gruppen, die üblicherweise eher auf sich fokussiert sind. Eine ebenfalls alleinreisende Französin, mit der ich in einem Prager Hinterhof-Restaurant ins Gespräch kam, und mit der ich einen sehr netten Abend verbrachte, meinte: „Ich glaube, man erkennt sich.“ Ja, das glaube ich mittlerweile auch. Und die Freiheit, von vorne bis hinten tun und lassen zu können, was man will, wann man will, wie lange, schnell oder langsam man will, ist unbezahlbar!
Was ich außerdem verstanden habe: mit dem Smartphone in der Tasche hat man seine Lieben gewissermaßen immer dabei, denn alle sind lediglich eine Nachricht oder ein geteiltes Foto weit entfernt. So lässt sich das Erlebte eben doch jederzeit mit jemandem teilen.
Da ich vor meinen Reisen immer von einigen gebeten wurde, mich zwischendurch mal zu melden, habe ich anfänglich die eine oder andere E-Mail aus dem Urlaub geschrieben. Dabei hat es mich erstaunt, wie sehr manche bei diesen Reiseberichten mitgefiebert haben, und wie sehr ich selbst Gefallen an dieser Art von Reisetagebuch gefunden habe. Der Einfachheit halber habe ich mich dann irgendwann zu diesem Blog entschlossen. Für mich selbst und für die, die es interessiert. Also dann: mal schauen, wohin die Reise geht! 🙂