Heute ging es endlich weiter nach Sark. Man macht sich ja von manchen Sachen eine gewisse Vorstellung. Und manchmal ist es dann sogar noch viel schöner als man es sich ausgemalt hat. Es ist so, so schön hier. Schon die Überfahrt bei strahlendem Sonnenschein war traumhaft. Und es war auf jeden Fall ein witziges Erlebnis, nach der Ankunft vom Hafen aus zusammen mit den anderen Touristen mit dem Trecker den Berg hochgezogen zu werden, damit wir nicht laufen müssen. Die Koffer konnten wir einfach auf dem Schiff zurücklassen – diese werden ebenfalls per Trecker (den einzig zugelassenen Fahrzeugen auf der Insel) zu den jeweiligen Unterkünften gebracht.
Ist vielleicht auch sicherer, als die ungeübten Touristen mit ihrem schweren Gepäck die glitschige, schmale Treppe der Hafenmauer hochsteigen zu lassen. Aber es ist natürlich auch ein toller Service. So konnte ich oben im Ort direkt zum Fahrradverleih laufen, ohne mein ganzes Gepäck schleppen zu müssen. Für die nächsten Tage wird also ein kleiner, roter Drahtesel mein Begleiter sein.
Nach einer kleinen Runde durch den Ortskern bin ich zu meiner Unterkunft geradelt und als ich dort ankam, stand mein Gepäck tatsächlich schon in meinem Zimmer. Das Schlafzimmer und das Badezimmer sind beide total gemütlich und liebevoll eingerichtet. Hier werde ich mich mit Sicherheit wohl fühlen. Trotzdem hat es mich nicht lange im Haus gehalten – schließlich wusste ich, dass La Coupé, der schmale Grat, der den größeren mit dem kleineren Teil der Insel verbindet, nur wenige Minuten mit dem Rad entfernt ist. Seit ich vor Monaten im Fernsehen eine Doku über Sark gesehen hatte, wusste ich, dass ich hier unbedingt mal hin möchte. Ich habe mich so sehr auf diesen Platz gefreut, der eigentlich der Auslöser für diese ganze Reise war. Und was soll ich sagen? Es gibt Momente, die einfach nur perfekt sind. In der warmen Sonne zu stehen, mit dem Wind im Haar, dem Tosen der Brandung, dem Zirpen der Grillen und dem Schreien der Möwen…mit diesem fantastischen Ausblick… angekommen an einem Ziel, das man sich vor Monaten gesetzt hat – das war so ein perfekter Augenblick.
Meine Gastgeber Sue und George und ihr Haus sind bezaubernd. Zur Begrüßung gab es ganz klassisch Tea und Scones im Garten. Die anderen Gäste, die ich bisher kennengelernt habe sind … nun ja…originell. Um nicht zu sagen, dass sie nicht alle Latten am Zaun haben.
Georgina und Jackie, zwei Ladies Anfang 60 aus Südengland, wirken sowohl optisch als auch von ihrer Art her wie zwei Karikaturen ihrer selbst. Laut, sehr, sehr präsent, und gestern erzählte Jackie mit viel Gestik und Mimik von der Energie, die in irgendeinem Steinkreis durch ihre Füße floss und von irgendwelchen spirituellen Messen, die ganz spannend seien, weil man sich da über UFOs und alles Mögliche andere informieren könne. Ja, nee… is klar. Oder, wie man hier sagt: „Oh, really? Lovely.“ 😉
Sue fragte gleich, ob sie für mich einen Tisch in der Island Hall, dem Gemeindezentrum, reservieren soll, weil dort an drei Abenden in der Woche gekocht wird und es billiger ist als in den wenigen Restaurants hier. Nun ja, warum nicht? In der Hoffnung, nicht unbedingt mit den verrückten Ladies zusammen essen zu müssen, bin ich extra schon eine Stunde früher zur Island Hall gefahren. Aber kaum saß ich da, kamen auch schon Jackie und Georgina angetapert. Auch die beiden hatten sich schon früher auf den Weg gemacht und begrüßten mich nun mit einem lauten: „Hello dear, you don’t mind if we take a seat, do you?“ Ähm.. no.
Ich weiß noch nicht so recht, was das wird. Auf der einen Seite haben die beiden eine nervige Art, auf der anderen Seite amüsiert es mich, wie durchgeknallt die sind. Und wenigstens sind sie freundlich. Ich fühl mich wie in einer Live-Folge von Little Britain. Mal schauen, wie das schottische Pärchen so drauf ist, das hier auch noch wohnt.