Nicht genug, dass ich 230 km weiter in den Süden nach Saint Malo fahren muss, eine teurere Fähre nach Guernsey buchen musste, die Fähre von Guernsey nach Sark umbuchen musste, damit einen halben Urlaubstag verplempert habe, und mir wegen der späteren Ankunft auf Sark ein halber Urlaubstag fehlen wird – da komme ich heute in Saint Malo am Fährterminal an und stelle fest, dass die fürs Parken allen Ernstes einen Tagestarf von 12,20 € berechnen. Macht 122,00 € (!!) Parkgebühren für 10 Tage. Diese Halsabschneider!! In Diélette hätte ich kostenlos parken können. Das war eine bittere Pille, aber es nützt ja nichts. Andere Parkmöglichkeiten habe ich nicht gefunden. Also tief durchatmen und sich auf einen schönen Urlaub freuen.
Ich hatte zwar gehofft, noch ein wenig von Saint Malo zu sehen, aber das passte dann zeitlich doch alles nicht mehr. Somit musste ich mich bei der Abfahrt mit einem kurzen Blick von der Seeseite aus begnügen.
Die Überfahrt war aber herrlich. Ich liebe es so sehr, auf dem Wasser zu sein. Und zu meiner großen Freude habe ich vergessen, dass ich unterwegs ja die Zeitzone wechsle und somit nicht nur eine, sondern zwei Stunden auf dem Wasser bin. Es war toll, einfach zwei Stunden draußen an Deck zu sitzen, sich die Haare vom Wind zerzausen zu lassen und die tolle Küstenlandschaft zu genießen.
Auf Guernsey mache ich heute nur kurz zum Umsteigen Halt, denn nach Sark gibt es keine Direktverbindung. Den schweren Rucksack lasse ich guten Gewissens einfach im offenen Gepäckcontainer am Anleger liegen – ich habe ja schon bei meinem letzten Besuch gelernt, dass das hier nicht unüblich ist. Hier passiert halt nichts. Dann schnell noch eine Portion Pommes im Hafencafé. Als ich den älteren Herren, der mir meine Pommes bringt, nach dem W-LAN-Passwort frage, raunt dieser mir verschmitzt zu: „FULL ENGLISH – I don’t know what it’s for, but I was told to say that if anybody asks.“ 😀 Wie sehr mir doch das Herz aufgeht, weil ich wieder hier bin.
Und schon geht es weiter nach Sark! Endlich, endlich, endlich! Auf der Fähre unterhalte ich mich mit einer netten Familie aus Finland. Da ich die Sprache nicht einordnen konnte, fragte ich, woher sie kämen, und schon ergab sich ein nettes Gespräch. Auch die waren völlig überwältigt von dem schönen Anblick, der sich einem bietet, wenn man nach Sark kommt. Und der Public Transport auf dem autofreien Sark, trug wieder sehr zur allgemeinen Erheiterung bei: auch, wer in feinem Zwirn anreist, muss den Trecker nach oben nehmen – oder eben laufen. 🙂
Bei der Ankunft in meiner Pension fand ich ich lediglich einen Zettel mit meinem Namen an der Tür. Keiner Zuhause, Tür offen (wie das hier so üblich ist – es schließt hier ja keiner ab) – ich soll einfach reinkommen. Wie so oft auf meinen Reisen überrascht mich dieses maßlose Vertrauen der Menschen in ihre Gäste.
Ich bin noch eine Kleinigkeit essen gegangen (mit Sticky Toffee Pudding zum Nachtisch… geil!) und habe dort auch gleich die finnische Familie von der Fähre wiedergetroffen. Ich schätze, wir werden uns noch öfter über den Weg laufen, denn sie wohnen nur wenige Häser weiter, und allzu groß ist die Insel ja auch nicht. Zu guter Letzt habe ich den Tag mit einem Pint im Pub ausklingen lassen.
Es ist so schön, wieder hier zu sein. Cheers!