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2017 - Südengland

Land’s End und Bergbaukultur in Cornwall

13. August 2017

Das Wetter ist hier bisher sehr durchwachsen und ändert sich schnell. Nichts Ungewöhnliches für diese Gegend, wie mir gesagt wurde. So dicht am Atlantik kann man morgens schlimmstes Herbstwetter haben und nachmittags strahlenden Sonnenschein. Unterm Strich hatte ich aber bisher Glück. Zwar sind zwischendurch mal ein paar trübe Tage mit kräftigen Schauern dabei, aber eben auch das Gegenteil.

Vorgestern war einer dieser trüben Tage – an denen es mich nun nicht gerade in die schönen Buchten hier zieht. Also habe ich gleich nochmal das Busnetzwerk genutzt und bin nach Truro gefahren, dem Verwaltungssitz der Grafschaft Cornwall. Die Städtchen sind hier alle irgendwie klein und nett, alles hängt voller Blumenampeln und bunter Wimpelketten. Vieles ist hübsch herausgeputzt für die Touristen, vor allem im Zentrum. 

In den Straßen jenseits des Zentrums wirkt es teilweise aber auch ein wenig trostlos. Vielleicht liegt es auch am trüben Wetter, aber wenn man richtig hinschaut, kann man schon erkennen, dass Cornwall zu kämpfen hat. An den Häusern, an den Menschen, an den vielen Charity Shops. Während Cornwall dank des Bergbaus und der Fischerei einst die reichste Region Großbritanniens war, ist es nun die ärmste – mit einer hohen Arbeitslosigkeit und einem Durchschnittslohn, der weit unter dem des restlichen Landes liegt.

Truro

Cornwall war reich an Kupfer und Zinn und egal, wohin man schaut, sieht man die alten Fördertürme und Schornsteine der Zechen in der Landschaft. Die Minen sind mittlerweile alle geschlossen, zurück bleiben die Bergbaulandschaft, die Städte mit ihren Arbeiterhäusern neben luxuriösen Ferienwohnungen und eine Bergbaukultur, die mich sehr an das Ruhrgebiet erinnert. Abgesehen vom Tourismus gibt es hier nicht viel Arbeit, und wie wohl fast überall auf der Welt scheint der Tourismus Segen und Fluch zugleich zu sein. In Tintagel hörte ich, wie sich zwei Menschen darüber unterhielten, wie brechend voll es im Moment überall sei. „Aber… man tut, was man tun muss, schließlich haben wir nur im Sommer Arbeit.“

Ein Resultat der Bergbaukultur sind übrigens auch die Cornish Pasties, wie ich gestern gelernt habe. Dabei handelt es sich um Pasteten, die wahlweise mit Fleisch und Gemüse oder auch nur mit Gemüse gefüllt sind. Gestern hatte ich eine Cornish Pasty mit einer herzhaften Füllung aus Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln und Kohl – fast, als hätte jemand einen Eintopf in ein Brot gepackt. Saulecker!! Sie waren wohl früher der ideale Weg, um den Arbeitern etwas Warmes zu essen mit in die Minen zu geben und auch heute gibt es sie an jeder Ecke in zahllosen Größen und Varianten.

Nach dem trüben Tag in Truro hat es mich gestern zunächst nach Land’s End gezogen – dem westlichsten Zipfel des Landes. Auch gestern war es morgens war noch diesig, aber die Stimmung fand ich trotzdem ganz schön. Landschaftlich ist es wunderschön dort – die Klippen mit der tosenden Brandung und die Hügel, die über und über mit blühender Heide, orangefarbenen Lilien und gelbem Stechginster übersäht sind. Schade, dass es da dann auch noch ein riesiges Visitor Centre mit King Arthur Quest, Shops, Shaun the Sheep Experience und allerlei anderem Tamtam geben muss. Aber gut, irgendwo muss das Geld ja herkommen und man kann sich ja davon fernhalten.

Land’s End

Mittags bin ich ein paar Kilometer weiter zur Sennen Cove gefahren. Was für ein traumhafter Ausblick! Und hier war dann auch toll zu beobachten, was die Wettervorhersage angekündigt hatte: die große Wolkenfront, die morgens noch für so trübes Wetter gesorgt hatte, ist über uns hinweggezogen und man konnte schon von weitem sehen, dass das schöne Wetter im Anmarsch ist. Und da der Ausblick an diesem Strand so fantastisch war, habe ich mich dort mit meiner Picknickdecke bis zum Abend nicht mehr weg bewegt und noch ein paar Stunden aufs Meer geschaut. 🙂

Sennen Cove
  1. Ach ja: Die Heide am Land’s End … wunderschön. Aber ich merke beim Lesen erst wie banausig ich durch Cornwall gefahren bin: Ich wusste ja weder vom „Freizeitpark“ von King Arthur noch, dass Cornwall heute die ärmste Region Groß Brittaniens ist?! Hab weiterhin so gute Laune im Gepäck 🙂 LG von Erik, Thommi und Meike

    1. Ich saug vor dem Urlaub immer alles auf, was ich über die Ziele finde – da bleibt dann ein bisschen was hängen. 😉 Dankeschön, werd ich haben! Liebe Grüße zurück!

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