Frau Dattelpflaum reist

... und schreibt
2017 - Südengland

Tintagel und König Artus

9. August 2017

Die berühmte Sage um König Artus spielt sich größtenteils in Cornwall und den anderen Regionen Südenglands ab. In der Sage heißt es, King Arthur sei in Tintagel gezeugt worden. Demzufolge dreht sich in Tintagel alles um diese Sage – und zwar nicht erst seit kurzem. Dass derartige Geschichten touristisch ausschlachtet werden, kennt man ja. Was ich aber völlig verrückt finde –
die Artus-Sage war schon im 13. Jahrhundert sehr populär in Europa und war gemessen an den damaligen Maßstäben ein regelrechter „Bestseller“. Da sich aufgrund dieser Popularität schon damals zahlreiche Pilger auf den Weg nach Cornwall gemacht haben, hat man im 13. Jahrhundert eine Burg in Tintagel errichtet, die seitdem als König-Artus-Burg gilt.

Heute sind davon leider lediglich ein paar Ruinen der Grundmauern erhalten, aber es muss eine mächtige Anlage in imposanter Lage auf einem Felsen vor der Küste des Ortes Tintagels gewesen sein. Die Sage um König Artus zieht auch heute noch viele Besucher an und auch ich wollte mir diesen 700 Jahre alten Freizeitpark gerne einmal ansehen.
Nachdem ich immer wieder gelesen habe, wie beschwerlich der Aufstieg auf diesen Felsen ist, hätte ich diesen Punkt allerdings fast von meiner Liste gestrichen, weil ich mir das nicht so recht zugetraut habe, die Fitteste bin ich ja schließlich nicht gerade. Aber ich bin dann doch hingefahren – schadet ja nicht, zu schauen, wie weit man kommt.

Tintagel ist nur ein kleines Dorf mit ca. 700 Einwohnern. Dafür gibt es an jeder Ecke King-Arthur’s-Dies und King-Arthur’s-Das sowie Geschäfte mit irgendwelchem Kelten-Schickschnack, garniert mit jeder Menge Touristen. Trotzdem fand ich es ganz nett dort. Hübsch war auch das alte Postamt, ein kleines Haus aus dem 14. Jahrhundert mit gewelltem Schieferdach, das ein kleines Museum beherbergt und zeigt, wie die viktorianische Dorfpost aussah.

Die Dame, die einem am Eingang die Tickets verkauft und einem ein paar Informationen zu diesem Gebäude gibt, scheint ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert zu stammen, begrüßt einen aber mit einer solchen sanftmütigen, lieben und herzlichen Art, dass einem ganz warm ums Herz wird. 

In Stonehenge hatte ich mir vom English Heritage Trust eine neuntägige Mitgliedschaft andrehen lassen, mit der man kostenlosen Eintritt in vielen Sehenswürdigkeiten bekommt. Den zeigte ich hier nun vor. „Thank you so much for showing me that pass, but I am so sorry to inform you that we are the National Trust and we don’t cooperate.“  Ups. Anderer Trust. Macht ja nix. Aber die liebenswerte Dame hat sich regelrecht dafür entschuldigt, dass ich nun auch bei ihr 4 Pfund Eintritt zahlen sollte. Dann fragte ich noch, ob es erlaubt sei, drinnen zu fotografieren. „Once again, thank you so much for asking that. Of course, you can! But please, don’t use any flash.
Ich weiß nicht, wie oft ich allein in diesen paar Tagen please, thank you oder excuse me gehört habe. Hier herrscht einfach wirklich ein anderer Umgangston.

Da ich wusste, dass mir der Aufstieg noch bevor steht, war ich so bequem den Landrover-Service in Anspruch zu nehmen, der einen für zwei Pfund den steilen Weg vom Dorf bis zum Castle kutschiert. Vom Fuße des Felsens aus habe ich mich dann auf den Weg nach oben begeben. Auf dem Panoramabild sieht man in der Mitte ein paar weiße Häuser. Das ist ein Café, von wo aus die Wanderung startet. 

Es waren wirklich verdammt viele Stufen. Teilweise flach und relativ bequem zu laufen, aber streckenweise waren die Steinstufen so hoch, dass es eher einer Kletterpartie glich. Das war schon hammeranstrengend. Aber es hält einen ja nichts davon ab, es langsam angehen zu lassen und zwischendurch Pausen einzulegen. Und so ging es dann eigentlich.

Stück für Stück geht es weiter nach oben, bis man auf ein großes Plateau gelangt, von wo aus man eine herrliche Aussicht auf das Meer, die Küste und das Dorf hat. Auf diesem Plateau steht dann auch eine große King Arthur Statue. Das hat schon was.
Man kann nur erahnen, was für eine gigantische Burg das gewesen sein muss. Und wie die Menschen es geschafft haben, zu der damaligen Zeit in dieser schwer zugänglichen Lage so etwas zu erschaffen, ist mir wie so oft unbegreiflich.

Da ich mich dank der Pausen nach dem Abstieg noch erstaunlich fit gefühlt habe, bin ich dann auch nochmal runter zur Bucht gelaufen. Dort ist zum einen ein kleiner Badestrand, auf den ein Wasserfall hinab plätschert und zum anderen der Zugang zu Merlin’s Cave. Superschön.

In meinem Rucksack hatte ich noch einen Müsliriegel, ein Schokobrötchen und etwas zu trinken – nach dieser Wanderung kam mir das das an diesem Strand wie das tollste Picknick überhaupt vor. 😀

(Und heute kann ich mich kaum rühren vor Muskelkater….)

  1. Liebe Nadja, bei diesen tollen Fotos und den interessanten Infos dazu, würde man den Muskelkater sofort in Kauf nehmen, wenn man nur auch mit dir dort sein könnte.
    Es ist wie ein kleiner Urlaub im Alltag, wenn man dir abends lauscht (quasi ?)
    Glg und ich freue mich auf mehr, Nina. ???

  2. Hallo liebe Nadja, da kommen Bilder hoch… Das ist soo ein schönes Fleckchen Erde. Schreib‘ mehr 😉 Ich freue mich in Eriks Schlafphasen immer, wenn es etwas Neues zu lesen gibt. LG Meike

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung