Endlich wieder auf der Insel! Heute Morgen ging es ganz früh mit der Fähre von Calais nach Dover. Ich mag diese Schiffsüberfahrten ja, erst recht, wenn das Wetter so schön ist. Und heute habe ich dann auch endlich mal die Kreidefelsen von Dover gesehen. Im Ärmelkanaltunnel kriegt man davon ja nicht so viel mit. 😉
Eigentlich wollte ich erst morgen nach Stonehenge, weil ich den Sonntagsandrang vermeiden wollte. Aber da für morgen schlechtes Wetter angesagt ist, bin ich doch heute direkt dorthin gefahren. Das Linksfahren hat erfreulicherweise so gut geklappt, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Klar, ich muss mich konzentrieren, aber ich bin bei weitem nicht so aufgeregt wie im letzten Jahr, damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich liebe diese sanfte, hügelige, britische Landschaft mit ihren Weiten und habe die 250 km Fahrt richtig genossen. Etwa 5 km vor Stonehenge stand ich allerdings plötzlich im Stau. Ich dachte zunächst, das läge daran, dass sich weiter vorne die Fahrbahn von 2 Spuren auf eine Spur verjüngt. Doch als wir diesen Punkt passiert hatten und immer noch Stau war, schwante mir Böses.
Grundgütiger! Es ist doch wohl nicht HIER schon Stau, weil die ALLE nach Stonehenge wollen? Ich war ja darauf eingestellt, dass es voll wird, aber doch nicht schon 5 km vorher Stau!
Im Schneckentempo ging es dann weiter, bis man nach einer Kuppe tatsächlich Blick auf den sagenumwobenen Steinkreis hat. Nach einem weiteren Stück Stop-and-go löste sich der Stau plötzlich auf und der Verkehr floss wieder ganz normal. Herrje… die wollten zum Glück nicht alle nach Stonehenge, aber die bremsen einfach alle auf Schritttempo ab, um sich das im Vorbeifahren anzuschauen. Steine-Gaffer sozusagen. Die spinnen doch. Muss das nerven, wenn man hier wohnt!!
Zu den Steinen gelangt man über das Visitor Centre ein paar Kilometer weiter, wo man happigen Eintritt berappen darf, um dann das Stück wieder mit einem Shuttle-Bus zurückgefahren zu werden. Im Vorfeld habe ich von vielen Seiten gehört, dass ich mir Stonehenge sparen könne und dass viele enttäuscht waren. Aber da frage ich mich – was erwarten die denn? Tanzende Steine? Eine Druiden-Show? Sommersonnenwende für alle?
Natürlich ist das „nur“ ein Haufen alter Steine. Und natürlich ist es da rappelvoll mit Touristen, wie das an berühmten Sehenswürdigkeiten eben so ist. Trotzdem ist es beeindruckend, wenn man sich vorher darauf einstellt und wenn man sich totzdem darauf einlassen mag.
Die Sonne schien, viele Menschen haben auf dem Rasen gesessen, der Audio-Guide hat Wissenswertes zur Entstehungsgeschichte und zur umliegenden Landschaft vorgetragen, und ich habe da einfach eine ganze Weile in der Sonne gesessen und habe mir das Treiben angeschaut. Von Stonehenge aus hat man außerdem Blick auf zahlreiche Hügelgräber in der Umgebung. Wenn man sich überlegt, dass diese Steine vor fast 5000 Jahren kilometerweit herbeigeschafft, bearbeitet und dann aufgestellt wurden, dann finde ich das schon faszinierend, was der Mensch so alles angestellt hat.
Meine Unterkunft ist heute ganz zauberhaft. Ein kleiner Anbau an einem Wohnhaus – fast schon eine kleine Ferienwohnung – und sehr liebevoll eingerichtet. Ich mag beim Reisen über Airbnb und Co. ja die Gespräche, die sich mit den Gastgebern ergeben. So berichtete mir Pete, dass die Ortsansässigen dieses Theater mit dem Kilometerlangen Gaffer-Stau seit Jahrzehnten mitmachen. Es gibt deswegen wohl seit langem Überlegungen, einen zusätzlichen Tunnel entlang der Strecke zu bauen, durch den zumindest der Berufsverkehr fließen könnte.
Aber auch das ist wohl ein umstrittenes Projekt, das sich nicht so einfach durchsetzen lässt.
Pete findet es schade, dass sich viele nur Stonehenge ansehen und dabei Salisbury auslassen. Und das, wo es hier doch die Kathedrale und die Magna Carta gibt, worauf man hier sehr stolz ist! Wie schön, dass Salisbury morgen bei mir auf dem Plan steht! 🙂