Ein letztes Good morning von der Insel!
Bei der Ankunft im Hotel in Newcastle hatte ich gestern wieder einen der Momente, in denen man glaubt, direkt bei Fawlty Towers eingecheckt zu haben. Eigentlich waren bisher alle Unterkünfte ganz gut oder sogar sehr gut, aber das hier? Was für eine Absteige! Das Hotel hat schon eine unattraktive Lage an einer Schnellstraße zwischen schäbigen Hinterhof-Autohändlern und einer Art Schrottplatz. Ich laufe rein, die Rezeption ist unbesetzt, ich laufe weiter zur Bar. „Hello? I’d like to check in, please?“
Es riecht nach altem Essen, Kippen und Kneipe, es ist dunkel und muffig. An der Bar sitzt ein Gast, ein älterer Herr, der mir dreckig lachend zuruft: „We’re closed!“ Die Dame, die das Bier gezapft hat, wankt wortlos an mir vorbei und wirkt, als ob sie selbst total betrunken ist. Dann kommt der Gastwirt, Jim. Jim Sieht aus, als hätte er seit 20 Jahren kein Sonnenlicht mehr gesehen, und ich habe spontan die Assoziation zu Uncle Fester von der Adams Family. Im Ernst, ich glaube, ich habe noch nie einen so bleichen Menschen gesehen. Jim fuchtelt mit irgendwelchen Zetteln herum und erzählt mir, dass er keine Buchung von mir hat. Oh, falscher Zettel vom falschen Tag. Kein Computer, kein Buch oder Kalender – ein Zettel. Dann macht er lauter Witze, die ich nicht verstehe, kann es nicht fassen, dass ich nicht mitbekommen habe, wer Fußballweltmeister geworden ist … aber irgendwann kriegt er es hin, die richtigen Zettel zu finden und mir meinen Schlüssel zu geben.
„Sorry, I’ve got one more question.“
[Gespieltes Augenrollen und ironisches:] “Oh, these bloody German tourists! Yes, please?”
“Is there wifi available?”
“Yes, it’s open and you won’t need a code. And now no more questions, please, just trotter off!”
“Alright, I’ll go to my room then.”
“Good. It’s occupied, but don’t worry, the people are very kind.”
“Haha…ok, so do I have to share my bed?”
“Yes! Tom? [Greift sich jemanden im Vorbeigehen] Would you like to share your bed with this young lady?”
“I certainly would!” [dreckiges Lachen]
[Gespieltes Augenrollen und ironisches:] “Oh, these bloody German tourists! Yes, please?”
“Is there wifi available?”
“Yes, it’s open and you won’t need a code. And now no more questions, please, just trotter off!”
“Alright, I’ll go to my room then.”
“Good. It’s occupied, but don’t worry, the people are very kind.”
“Haha…ok, so do I have to share my bed?”
“Yes! Tom? [Greift sich jemanden im Vorbeigehen] Would you like to share your bed with this young lady?”
“I certainly would!” [dreckiges Lachen]
Aaaaaah..no, thanks!!! Natürlich ist das alles nur Spaß, aber in Kombination mit dieser miefigen Bude und diesem abgewrackten, schätzungsweise 40 Jahre alten Mobiliar, den merkwürdigen Leuten und dieser furchtbaren Lage wirkt das doch alles ein bisschen merkwürdig. Man möchte John-Cleese-mäßig rufen: „And whatever happens – DON’T mention the war!“ Was mich dann doch lachen lässt. Das ist alles so scheußlich, dass es schon wieder lustig ist. Das abgrundtief hässlich eingerichtete Zimmer, das Bett mit einer so hohen, schaukelnden Matratze, dass man seekrank werden könnte, und die Lüftung der Hotelküche unter meinem Fenster, die den Friteusengeruch direkt in mein Zimmer gepustet hat, haben es nicht besser gemacht. Das Frühstück heute Morgen? Grotesk wie der ganze Rest. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei den Bauarbeitergästen, die irgendwelche blöden Sprüche gemacht haben, bei diesem finsteren, stinkenden Frühstücksraum oder bei der Köchin, die einem lieblos die schlotzigen Baked Beans auf den Teller geflatscht hat und nicht verstehen konnte, dass ich ihre verbrannten Würstchen nicht wollte? Egal, schnell weg hier!
Nachdem das Linksfahren nun automatisch funktioniert, die mehrspurigen Kreisel flutschen, die Ostfriesin nun auch am Berg anfahren kann (beim Ausparken am Hang sogar rückwärts!!), ich verstanden habe, dass „no hard shoulder for 500 yards“ nicht heißt, dass man hier nicht mit steifer Schulter fahren darf, sondern, dass es keinen Seitenstreifen gibt, geht es nun heute wieder mit der Fähre zurück.
Abfahrt ist erst um 16.oo Uhr, somit hätte ich also theoretisch noch ein paar Stunden Zeit, um mir Newcastle anzuschauen. Dazu bin ich allerdings viel zu platt. Nach den letzten zwei Wochen ist in meinem Kopf einfach kein Platz für weitere Eindrücke. Die Sonne scheint, und es ist nicht weit vom Fähranleger bis nach Tynemouth. Daher werde ich mich lieber noch eine Weile in Tynemouth an den Strand legen und den Urlaub so gemütlich ausklingen lassen.
Der Urlaub war fantastisch, aber ich komme auch einfach gerne nach Hause. Ich freue mich schon auf mein eigenes Bett und darauf, alle wiederzusehen. Ab morgen heißt es dann wieder rechts fahren. So automatisch, wie ich mittlerweile links fahre, muss ich nun glaub ich WIEDER aufpassen, wenn ich morgen in Amsterdam von der Fähre fahre. ?
Tschüss, Schottland, und danke für die tolle Zeit!
