Gestern ging es endlich mit dem Auto die Road to the Isles hoch bis nach Mallaig, vorbei am Glenfinnan Viaduct (das aus den Harry Potter Filmen) mit einem Abstecher durchs Tal Glen Etive. Auf diese Strecke habe ich mich besonders gefreut, da sie als eine der schönsten Schottlands gilt. Und sie macht ihrem Ruf alle Ehre.
Am Glenfinnan Viaduct war es rappelvoll mit Touristen, das war ein bisschen nervig. Nicht nur das Viaduct ist aus den Harry Potter Filmen bekannt, auch an dem See wurden einige Szenen gedreht. Und der Jacobite Steamtrain, die alte „Hogwarts“-Dampflock, fährt tatsächlich täglich über das Viaduct. Das zieht die Touris natürlich gleich busseweise an, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so voll sein würde. Und den Jacobite habe ich auch noch um wenige Minuten verpasst. Schade eigentlich. Schön war es trotzdem.
Beim letzten Streckenabschnitt hat es mir zunächst ein wenig die Laune verhagelt. Ich hatte mich so auf diese spektakuläre Landschaft gefreut und jetzt? Regen, alles Grau in Grau und tiefhängende Wolken, die die Sicht versperren. Ausgerechnet hier und jetzt! Außerdem erwarteten mich hier die ersten Single Track Roads, vor denen ich solchen Schiss hatte. Dabei handelt es sich um enge, kurvige, teilweise nicht sehr gut ausgebaute Straßen, bei denen man sich mit dem Gegenverkehr eine einzige Spur teilt. In regelmäßigen Abständen gibt es kleine Haltebuchten – wer näher an dieser Haltebucht ist hält, und wartet, bis der Gegenverkehr vorbeigefahren ist.
Ich hatte riesige Angst, möglicherweise jemanden zu spät zu sehen und bei schlechten Wetter- und Straßenverhältnissen rückwärts zur nächsten Haltebucht zurückfahren zu müssen. Aber die Angst war unbegründet. Es gibt wirklich genügend Haltebuchten, man sieht den Gegenverkehr rechtzeitig, und die Schotten fahren in der Regel sehr rücksichtsvoll. Und je weiter es gen Norden ging, desto weniger war hier auch los auf den Straßen.
Wobei – so einsam die Landschaft auch ist, und so sehr man sich wünscht, dort keine Autopanne zu haben (zumal man abseits der „größeren“ Ortschaften fast nirgendwo in den Highlands die Chance auf Handyempfang hat) – es sind eigentlich überall immer irgendwelche Menschen unterwegs.
Selbst als ich in einem trockenen Moment abseits der Straße in knöcheltiefem Matsch durch den Sumpf stapfte, um diesen hübschen kleinen Wasserfall zu fotografieren, traf ich auf einen anderen Fotografen, der dort schon mit seinem Stativ hantierte. Man lächelt sich zu, bewundert gemeinsam die Schönheit dieses Ortes und geht dann wieder seiner Wege. Nicht ohne noch aufmunternd gefragt zu werden: „And? Got a good shot?“ So ist man selbst in der tiefsten Einöde nicht einsam.
Ich bin froh, dass ich mich doch getraut habe, den Abstecher durchs Glen Etive zu fahren, denn diese atemberaubende Landschaft entschädigt einen für alles. Das Glencoe und seine Seitentäler sind einfach nur gigantisch. Und gehört dieses raue Wetter nicht irgendwie auch dazu?
Lovely!